Irgendwann habe ich mir in meinem 40 Stunden Job gewünscht, mehr Zeit in meiner Freizeit zu haben. Mehr Zeit, um die Dinge zu tun, die ich mag. Zum Beispiel, um an dieser Marke zu arbeiten oder an anderen Projekten zu arbeiten. Ich habe mir gewünscht, dass etwas passiert, damit ich meinen Job nicht selber kündigen muss. Denn diese Art von Risiko einzugehen, widerspricht meiner Persönlichkeit. Ich mag Sicherheit. Ich möchte einen sicheren Blick in die Zukunft haben.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell:
Das Unternehmen, in dem ich arbeitete, ging insolvent.
Ich bin jetzt seit 2 1/2 Monaten arbeitslos. Ich bin jetzt in der glücklichen Situation, dass ich jeden Tag tun kann, was ich will.
Aber plötzlich merkt man, wie schwierig es ist, sich zu motivieren. Du hast diese leere Leinwand vor dir. Eine Chance, die du dir einmal gewünscht haben, die sich jetzt aber beunruhigend groß und ungewiss anfühlt.
Du hast ein volles Bankkonto, dass dich noch einige Jahre finanzieren kann. Du erhältst 60 % des alten Gehalts vom Staat als Arbeitslosengeld.
Du sagst dir, dass du mit dem Geld problemlos jahrelang überleben könntest.
Aber Du hast immer deine Träume für die Zukunft im Kopf: Eine Familie gründen, ein Haus bauen, Kinder bekommen.
Wie willst du das alles finanzieren, wenn du nicht arbeiten gehst und das, was du in der Zwischenzeit erarbeitst, keinen Erfolg hat? Wenn deine selbst gestarteten Projekte, mit denen du Geld verdienen wolltest, scheitern und du in der Zeit der Arbeitslosigkeit nur dein ganzes Geld verlierst.
Ich habe mich nicht wirklich getraut zu sagen, dass ich mein Leben darauf konzentriere, meine eigenen Projekte weiter zu aufzubauen. Werde ich danach wieder einen gut bezahlten Job finden, wenn es nicht klappt? Da ist immer diese Angst. Die Angst, zu versagen und nicht mehr den perfekten Lebenslauf zu haben.
So kam ich zu dem Schluss, dass die Suche nach einer anderen Beschäftigungsmöglichkeit die beste Option wäre.
Aber in der Zwischenzeit hatte ich Zeit. Die Zeit, um an meinen eigenen Projekten zu arbeiten. Ich liebte es.
App Entwicklung
Ich kam auf die Idee, dass ich mich mal wieder mit dem Programmieren beschäftigen könnte. Etwas, dass ich seit etwa 10 Jahren nicht mehr gemacht hatte. Damals hatte ich PHP und SQL gelernt und wie wahrscheinlich jeder jugendliche Nerd versucht, ein eigenes Browsergame zu entwickeln.
Ich schaute mir an, wie sich die Programmierwelt inzwischen verändert hatte und entschied mich dazu mir Flutter anzuschauen. Die Möglichkeit für Web, iOS und Android gleichzeitig zu entwickeln, begeisterte mich. Begonnen habe ich mit Kursen auf Udemy und YouTube. Schnell ging ich dazu über meine erste eigene App zu entwickeln. Denn aus den eigenen Problemen lernt man bekanntlich am schnellsten. Das Debuggen von Code wofür man früher ewig gebraucht hatte, ist in Zeiten von ChatGPT und anderen AI Tools nun kein Problem mehr, sodass man viel schneller lernt und Fortschritte macht.
Ich war motiviert und versuchte mich an den ersten Features für eine Lauf-App. Viele Ideen gingen mir durch den Kopf: Eine App für Lauf-Coaches, eine App für die Erstellung von Trainingsplänen, eine App für die Organisation von Run Clubs, eine App für Mental Training im Laufen, eine App für Sportler/Influencer, die ihr eigenes Training, dass zum Erfolg geführt hat, verkaufen können.
Ich begann erstmal mit einfachen Features, die mir in den Kopf kamen:
- Login und Registrierung mit Feature-Screen
- Vorgefertigte Trainingspläne, die der User sich mit einem beliebigen Startdatum einstellen kann
- Kalendarübersicht mit den geplanten Workouts
- Dashboard mit dem heutigen Training und den folgenden Workouts
- Workout Bibliothek, aus der der User sich Trainingseinheiten auswählen kann
Ich bin nun dabei ein Minimum Viable Product der App fertig zu stellen und werde Sie dann durch erste Testuser nutzen lassen.
In zwei Wochen zum neuen Jahr starte ich in meinen alten, neuen Job. Die Zeit, um vollumfänglich für dieses Projekt zu arbeiten ist also vorerst vorbei. Meine Arbeitszeit habe ich von 40 Stunden auf 35 Stunden reduziert, sodass mir insgesamt mehr Zeit zur Verfügung steht, um an meinen eigenen Projekten zu arbeiten.
Ich habe in den knapp 3 Monaten meiner Arbeitslosigkeit eine Menge gelernt. Es hat mir gezeigt, wie viel man in der kurzen Zeit lernen und umsetzen kann.
Manchmal würde ich mir jedoch wünschen mehr Mut zu haben. Den Mut zu haben alles auf eine Karte, auf meine Karte, zu setzen, um es nachher nicht zu bereuen.