Eine weitere Lektion gelernt - Frankfurt Marathon 2024

Zwei Tage nach dem Marathon fühlen sich meine Beine immer noch an, als wäre ich 100 km gelaufen und nicht 42 km. 

Das Hinsetzen und Aufstehen auf der Toilette ist ohne die Hilfe meiner Arme nicht möglich. 

Am Sonntag, den 27. Oktober, bin ich den Frankfurt Marathon gelaufen. Mein 4. Marathon insgesamt. In der drittschlechtesten Zeit: 3:15:48.

Der Marathon hat mich wieder einmal besiegt und mir meine Grenzen aufgezeigt. Sowohl körperlich als auch geistig.

Dieses Mal begannen die Probleme sogar noch früher, nämlich bei Kilometer 30, als sich meine Quadmuskeln anfühlten, als würde jemand mit einem Hammer auf sie einschlagen, sobald mein Fuß den Boden berührte. Ich passierte die 30-km-Marke nach 2:04:00 (4:08min/km).

Wie immer kommen einem sofort die gleichen Gedanken in den Sinn: "Warum tue ich das? Das ist so schwer. Hör sofort auf, sonst tust du dir noch weh."

Und ernsthaft. Diesmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich mich verletzen würde, wenn ich so weiterlaufen würde. Die Schmerzen in meinen Oberschenkeln waren so schlimm. Also beschloss ich zu gehen und überlegte, wie ich die nächsten Kilometer überstehen sollte. 

Die erste Option war, auf meinen Kumpel zu warten, der in etwa 3:15 bis 3:20 laufen wollte. Ich schaute immer wieder zurück, aber er war immer noch auf dem Weg. 

Anstatt mich weiter zu ernähren, ging ich einfach weiter und nahm im Allgemeinen sehr wenig zu mir. Das war hart. 

Irgendwann wurde mir kalt und ich beschloss, wieder mit dem Laufen anzufangen. Natürlich fühlten sich meine Beine nicht besser an. Aber es funktionierte. Irgendwie. 

Geänderte Ernährungspläne:

Bei früheren Marathons hatte ich immer Probleme mit meinem Magen, weil er die Gele nicht vertragen hat. Die Alternative waren diesmal mit Wasser gefüllte Softflasks, 80 g Kohlenhydrate und eine Prise Salz. Diese Kombination funktionierte viel besser und mein Magen war viel stabiler, auch wenn es sehr lästig ist, eine Softflasche in einer Hand herumzutragen.

Trotzdem war mein Glykogenspeicher fast leer und das war wahrscheinlich einer der Gründe für die zunehmenden Schmerzen in meinen Oberschenkeln.

Ich habe auch versucht, während des Rennens zwei Salztabletten zu nehmen: 2x250mg. Die erste blieb mir fast im Hals stecken.

Ausreden und Erklärungsversuche

1. Die Ausbildung davor:

Ich habe mich erst etwa 8 Wochen vor dem Rennen für den Frankfurt Marathon angemeldet. Davor lag mein Fokus auf einer neuen 5-km-Bestzeit, die ich weit verfehlte. Mein Training war daher mehr auf kürzere Distanzen und Geschwindigkeit ausgerichtet. Meine 5km-Zeit 9 Wochen vor dem Marathon lag bei 17:32 Minuten.

Es war daher nicht möglich, sich vor dem Marathon wirklich gezielt vorzubereiten.

Ich konnte 3 gute lange Läufe machen. Zwei davon waren 5 und 6 Wochen vor dem Marathon. Ein wirklich langer Zeitraum dazwischen.

Die letzten 8 Wochen der Ausbildung:

  1. Woche: 53km
    Training 1: 3x1k (@3:50min/k)/1k (@4:00min/k) + 3×200 schnell
    Workout 2: 15km 3x5km progessiv
  2. Woche: 66km
    Training 1: 28km 10km leicht/stetig + 10km in MP + 5km leicht 
  3. Woche: 68km
    Training 1: 30km - 15km leicht/stetig / 11km in MP / 4km leicht
    Training 2: 9,7km Lauf in 36:35min
  4. Woche: 28km
    Ein bisschen krank
  5. Woche: 70km
    Workout 1: 21,6km - 3x5km im HM-Tempo
    Training 2: 10km-Lauf in 36:20min
  6. Woche: 67km
    Woche 1: 34km - 15km leicht/stetig + 15km in MP + 4km leicht
    Training 2: 10km - 2x5km in MP
  7. Woche: 52km
    Workout 1: 17km 12k TWL in MP (4min/k) / DL int (4:15min/k)
    Workout 2: 22km als 8km / 4km in MP + 3x1km VO2
  8. Woche: 68km
    Workout 1: 10km - 1km MP + 3x500m im MP
    Rennen: Marathon in 3:15:48

Rückblickend frage ich mich, warum ich zwei 10-km-Läufe in mein Training aufgenommen habe. Ein langer Lauf wäre in den Wochen 4 und 5 sicherlich die bessere Wahl gewesen.

2. Kein Krafttraining

Ich habe in den letzten Wochen überhaupt kein Krafttraining gemacht.

3. Kein Fokus auf den Schritt

Im Laufe des Rennens habe ich mich nie wirklich darauf konzentriert, wie und in welcher Frequenz ich laufe. Mein Eindruck war, dass ich meine hintere Kette nie wirklich aktiviert hatte. Außerdem spürte ich nach dem Rennen kaum Muskelkater in meinem Gesäß, sondern nur in den vorderen Oberschenkelmuskeln. Auch die Waden waren kaum beansprucht.

4. Die falschen Schuhe und eine zu starke Pronation

Nach dem Rennen ist mir zum ersten Mal auf Fotos aufgefallen, wie stark ich in den Asics Metaspeed Sky Paris proniert war. Das kann zu einer erhöhten Belastung meines Oberschenkels geführt haben.

5. Nicht genug trinken

Da ich dachte, dass die Trinkflaschen ausreichen würden, nahm ich mir an den Verpflegungsstationen nicht viel Zeit, um zusätzliche Flüssigkeit zu trinken. Da mir schon zu Beginn des Rennens sehr warm war, hatte ich vielleicht auch ein Flüssigkeitsproblem.

Auch wenn an den Verpflegungsstationen immer etwas Zeit verloren geht, komme ich allmählich zu der Erkenntnis, dass es besser ist, sich an den Verpflegungsstationen mehr Zeit zu nehmen und vielleicht kurz zu laufen, um Energie und Flüssigkeit zu tanken.

Was ich verbessern kann:

  • Regelmäßiges Krafttraining
  • An meinem Laufstil arbeiten, um die hintere Kette mehr zu aktivieren.
  • Mehr lange Läufe und eine gezieltere Vorbereitung
  • Besser getestetes Schuhwerk

Jetzt 2 Wochen Pause. Neue Ziele liegen vor uns.

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